11. Tag – Russland in 8 Stunden

Heute sehr früh aufgestanden, 6.30. Wir wollen heute über den Grenzübergang bei Raja Jooseppi, südöstlich von Ivalo, nach Russland. Hierzu hatten wir uns ja schon in mühevoller Kleinarbeit ein Visum besorgt, welches jetzt auch seine Aufgabe erfüllen soll. Nach dem Waschen schnell das dreckige Geschirr vom Vortag gespült. Uli ist jetzt auch schon auf und wir beschäftigen uns mit dem Frühstück. Hierzu vor allem Kaffee, sowie die eingekauften Eier kochen, damit wir für die nächsten Tage vorgesorgt haben. Ebenso wird nach dem Frühstück nochmals Kaffee für die Thermoskanne aufgesetzt. Wieder das Geschirr spülen und einpacken. Ebenso alles andere. Schlafsäcke rollen und Hütte aufräumen sowie säubern soweit es geht.
Als ich zur Toilette gehe sehe ich Jörg an der Rezeption sitzen und eine Tasse Kaffee trinken. Ich setze mich zu ihm und wir unterhalten uns über den heutigen Tag, was jeder so macht. Dann kommt auch noch Svantje hinzu, komplett, mit Auto, Kind(ern) und Kegel. Sie gibt den Schlüssel an der Rezeption ab und verabschiedet sich von uns. Ich lade Jörg noch zu uns ein, damit er sich ein frisch gekochtes Ei zu seinem Frühstück gönnen kann. Dann werden alle unsere Sachen im Wagen verstaut. Nachdem nun alles fertig ist und wir los könnten, gehen wir nochmals gemeinsam zu Jörg uns zu verabschieden. Dann Schlüssel an der Rezeption abgeben, alles Gute wünschen und ab gehts.
Beinahe hätten wir vergessen noch nach Inari reinzufahren um uns dort im Geschäft mit Gaskartuschen für den Gasbrenner einzudecken. Weiter nach Ivalo, dort abbiegen auf die Strasse nach Murmansk. Nach weiteren 50 Kilometern sind wir dann endlich an der finnisch/russischen Grenze. Die finnischen Grenzbeamten sitzen auf einer Bank draussen vor dem Gebäude in der Sonne. Wer Asterix auf Korsika kennt, vorallem die Szenen mit den alten Männern auf der Bank, kann sich einen Eindruck von der Szene machen. Wir gehen mit unseren Pässen rein. Der Finne sieht diese kurz durch und reicht sie uns wieder. Noch einer kurzer Blick eines anderen auf unser Gepäck im Wagen und die Schranke hebt sich. Es ist 12.30 finnischer Zeit.
Es sind ungefähr 300 Meter bis zur russischen Grenze. 1 Stunde später erreichen wir diese, also um 13.30. Nun gut, das war nur die Zeitumstellung, also keine Panik. Man winkt uns nach einem nett ausgetauschten drawstwutje (russ.: guten Tag) durch und müssen an einem Kontrollhäuschen anhalten, aussteigen und mit den Papieren hinein. Hier dürfen wir nach kurzer Unterweisung in das entsprechende Formular dieses auch ausfüllen. Das übliche wie Name, geboren warum, wo, Pass-Nr., von wo, nach wohin, Tag der Einreise, Tag der Abreise etc.. Nach kurzer Durchsicht ob wir auch alle Felder ausgefüllt haben, müssen müssen wir noch eine Kopie des Zettels ausfüllen. Kopie bedeutet, einen neuen Zettel ausfüllen. Danach müssen wir zu einem Schalter. Da ich der Fahrer des Wagens bin, bin ich auch zuerst dran. Er prüft den eben ausgefüllten Zettel und plötzlich wird sein Blick etwas trüber. Er nimmt den Telefonhörer zur Hand, wählt irgendeine Nummer und spricht dann irgendwas, wovon ich nur ein paarmal Werner höre, also meinen Rufnamen, und dann zeitlich etwas später meinen Rufnamen sowie meine anderen Vornamen. Ich erinnere mich, dass ich auf dem Zettel nur meinen Rufnamen angegeben habe, im Pass allerdings alle 3 Vornamen stehen. Ich erinnere mich ebenso, dass in meinem KFZ Schein nur die ersten beiden Vornamen stehen, der dritte nicht. Ohje, ohje, welch ein Durcheinander, glaube ich aus seinem Blick zu lesen.
Hier hat also nichts mehr seine geordnete Gültigkeit und seine Verzweiflung scheint zu wachsen. Mittlerweile gesellt sich ein anderer Beamter zu ihm. Beide tauschen sich aus. Der neu hinzugekommene verschwindet wieder. Endlich scheint er eine befriedigende Antwort aus dem Telefon erhalten zu haben. Man hört wie er den Hörer auflegt. Danach nur noch, mindestens gefühlte 100 Mal, Stempel drücken. Als er mit seiner Prozedur zu Ende ist, sehr wahrscheinlich er selbst auch, händigt er mir die Papiere aus.
Weiter geht es zum Zoll. Zumindest ich muß den Wagen deklarieren und noch so einiges anderes. Danach geht es mit dem Zollbeamten, der aber sehr verständnisvoll zu sein scheint, zum Wagen. Heckklappe öffnen ist angesagt. Er schaut kurz durch die offenen Fresskisten und öffnet den Karton mit den Eiern. Diese seien verboten meint er nur lapidar. Als er nichts weiter moniert, frage ich ihn was jetzt mit den Eiern geschehen soll. Daraufhin antwortet er nur ‘aufessen’ und schließt die Heckklappe wieder.
Endlich, nach einer Stunde Pass und Zollformalitäten, können wir die Kontrollstaion verlassen. Kurz hinter dem Gebäude erfasst uns die russische Realität. Der Fahrbahnbelag ändert sich von geteert auf 10 Meter breite Schotterpiste welche mit Schlaglöchern übersäät ist. Dieser Piste folgen wir für die nächsten 5-7 Kilometer bis wir an eine neue Kontrollstation gelangen. Die Fahrbahn ist mit einem Gitterzaun versperrt und davor hält ein Grenzbeamter mit MP Wache. Langsam nähern wir uns dem Posten, halten den Wagen an, Motor und das obligatorische Licht aus. Wiederum nach einem freundlichen ‘drawstwutje’ und Überreichung der Papiere verschwindet er in der Baracke wo er wohl mit der Grenzstation spricht und sich davon überzeugt dass wir auch bei denen durchgekommen sind. Hierbei frage ich mich wer wohl freiwillig über die ‘grüne’ Grenze kommen mag. Jedenfalls scheint alles in Ordnung zu sein. Wir bekommen unsere Papiere wieder und der Schlagbaum wird angehoben. Wir dürfen weiter.
Weiter bedeutet, weiter auf dieser Schlaglochpiste. Schneller als 40 geht es kaum, meistens langsamer. Dies geht so weiter auf rund 15-20 Kilometern. Wir fragen uns schon wie wir unsren Zeitplan einhalten können. Immerhin, so haben wir gelesen, ist der Grenzübertritt nur zwischen 7.00 und 21.00 möglich (bzw. 8-22 russ. Zeit). Endlich gibt es wieder eine geteerte Fahrbahn welche auch ganz passabel ist. Sogar mit Randbegrenzung, Mittelstreifen und Kilometerangaben, ausgehend von der Grenze. Nach weiteren 50 Kilometern kommen wir an den Abzweig auf den wir schon sehnsüchtig gewartet haben. Die Strasse rauf nach Nikel. Schließlich hatten wir nicht vor nach Murmansk zu fahren. Nachdem wir durch die letzten Kilometer fahrbahnmäßig sehr verwöhnt wurden, machten wir uns schon wieder Hoffnung darauf unsere Reiseziele in Russland einhalten zu können. Aber wie sagte mal jemand.. Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Die Schilder haben Untertitel wie ‘Restauration’. Wenn man sich die Strasse ansieht fragt man sich allerdings was hier restauriert werden soll – ein Fahrweg der Steinzeitmenschen?
Also wieder Schlaglochpiste, dann wieder normale Fahrbahn, auch die Kombination, geteerte Fahrbahn mit vielen Schlaglöchern, ist sehr beliebt. 20 Kilometer vor Nikel scheint nun wirklich die Welt am Ende zu sein. Selbst Schlaglochpiste ist ein Euphemismus. Aber dann doch noch. Der sowjetische oder russische Reformgeist hat ein Einsehen, sehr wahrscheinlich hat sich Lenin persönlich über die Zustände beschwert, und wir befinden uns nun wieder auf einer geteerten Fahrbahn, dreispurig, wie man es von Frankreich her kennt.
Nikel ist schon von weitem aus zu erkennen. Die langen Rauchfahnen über der Stadt kündigen sie selbst an. Es ist ein unglaublicher Anblick. Riesige Abraumhalden, groß wie Berge, türmen sich hinter der Stadt auf. Zum Teil ist die Fabrik durch den von ihr ausgeströmten Smog gar nicht mehr zu erkennen. Die Schornsteine erscheinen uns wie riesige Fernsehtürme, allerdings ohne Aussichtsplattform. Was sollte man von ihnen auch, außer Einöde, erspähen.
Wir umfahren Nikel und weiter geht es Richtung Petschenga, das alte finnische Petsamo. Wir haben uns für eine Nebenstrecke entschieden und werden auch prompt von ihr belohnt. Wellig, buckelig und Schlagloch behaftet bietet sich diese unseren Pneus dar. Ich fühle sogar etwas mit dem Wagen. Immerhin hat er uns auf der bisherigen Reise treu gedient und begnügt sich auch weiterhin, trotz voll bepackt, mit ca. 5 Litern.
Petchenga begrüßt uns mit einem militärischen Wachposten, welcher neben der Strasse steht und wohl darauf achtet dass die vorbeifahrenden Autos auch wirklich die vorgeschriebene Geschwindigkeit einhalten. Petchenga ist eine einzige große Kaserne, zumindest was wir so von der Hauptstrasse aus zu sehen bekommen. Immerhin ist dies hier als Grenzregion ausgewiesen und man ist angewiesen nicht von der Hauptstrasse abzuweichen. Am Ortseingang dann ein großer Kreisverkehr. Rechts davor ein Denkmal mit einem Panzer drauf. Etwas dahinter ein Denkmal mit irgendeiner Person als riesige Statue. Nun also am Kreisverkehr links vorbei Richtung Linnahameri, der alten Küstenstadt. Wieder fahren wir an Kasernen innerhalb Petchengas vorbei. Sogar einige Kolonnen von Wehrpflichtigen marschieren am Strassenrand. Aber auch viele neue westliche Fahrzeuge sind im Strassenbild sichtbar. Sicherlich die Fahrzeuge der Offiziere.
Nach ca. 5 Kilometern erreichen wir erneut einen Kontrollposten. Nach Vorlage unserer Pässe verweigert er uns den Zutritt bzw. die Weiterfahrt nach Liinahameri da dies Sperrgebiet sei. Wird sind zwar etwas enttäuscht, aber aufgrund unseres engen Zeitplans, sehen wir darüber hinweg und machen uns auf den Rückweg über Nikel und dann zum Grenzort Storskog und weiter nach Kirkenes.
Hinter Nikel gelangen wir an den ersten Grenzposten Richtung Norwegen. Wieder ist die Fahrbahn mit einem Eisengitter versperrt. Vor uns stehen noch zwei andere russische Fahrzeuge. Der Grenzposten macht hier ordentlich seinen Dienst. Auch wir sind bald an der Reihe und der Zaun wird geöffnet, sodass wir zur Grenze, und damit zur Hauptabfertigung, weiterkönnen. Diesmal haben wir weiterhin eine geteerte Strasse vor uns. Nach ca. 10 Kilometern erreichen wir die russische Grenzstation. Uns wird bedeutet den Wagen abzustellen und mit unseren Papieren ins Gebäude zu gehen. Drinnen wartet ein junger Grenzer. Ich gebe ihm die Papiere und er händigt mir ein schon bekanntes Formular aus, diesmal allerdings für die Ausreise. Wieder alles eintragen. Keine Waffen, kein spaltbares Material oder starke Drogen. Anscheinend geht hier alles glatt. Die Papiere werden abgestempelt und ich bekomme zusätzlich noch ein kleines Codekärtchen. Zusammen mit dem Grenzer geht es nun zum Fahrzeug. Ich soll die Heckklappe öffnen. Dann beginnt die Durchsuchung des Reisegepäcks bzw. der offenen Kisten. Eine nach der anderen wird durchsucht und anschließend auf der Strasse abgestellt. Als bis auf die Koffer nichts mehr im Wagen ist gibt er sich wohl zufrieden und bedeutet mir dass ich alles wieder einräumen dürfte. Alles ist nun wieder verstaut und Uli ist mit seiner Kontrolle auch fertig. Zusammen geht es dann im Wagen zum nächsten Zaun der nun entgültig Russland von Norwegen trennt. Am Gitter erwartet uns eine Grenzbeamtin. Diese hatte wohl die ganze Prozedur mit der Durchsuchung mitbekommen und setzt nun ein breites Lächeln ein um uns vielleicht doch noch einen netten Eindruck von Mütterchen Russland zu hinterlassen. Wir bedanken uns mit einem lauten ‘Spassiba’ und fahren die paar Meter weiter zur norwegischen Kontrollstation.
Alle Schranken unten, kein Grenzer zu sehen. Also wieder raus aus dem Wagen und rein ins Gebäude. Aber auch hier drinnen ist kein Mensch zu sehen. Selbst nach einem lauten ‘Hallo’ rufen passiert nichts. Verdutzt stehen wir nun hier und fragen uns wie es jetzt weitergehen soll. Doch da öffnet sich eine Tür und herein kommt ein norwegischer Grenzbeamter. Dieser geht nun zu seinem Amtssitz und bekommt von uns unsere Papiere ausgehändigt. Mit weit ausgebreiteten Armen beginnt er am Comupter irgendetwas einzuhacken. Nach einigen ist alles klar und wir dürfen wieder zum Wagen wo ein anderer Beamter auf uns wartet. Dieser geht nur einmal rund um den Wagen guckt kurz hinein und fragt mich nach Zigaretten und Tabak. Ich antworte ihm das wir nur ein Päckchen Zigaretten und 2 Päckchen Tabak bei uns hätten woraufhin er abwinkt und uns eine gute Reise wünscht. Die Schranke hebt sich zur Einreise nach Norwegen.
Geschafft, wir haben Russland überlebt und hinter uns gelassen. Nächste Station ist Kirkenes. Wir stellen den Wagen ab und sehen uns etwas um. Allerdings ist hier nicht mehr viel los. Es ist mittlerweile so 22.00. Uli besorgt uns am Geldautomaten noch ein paar norwegische Kronen. Danach geht es weiter. Eigentlich wollen wir irgendwo hinter Kirkenes campen. Doch der eine Campingplatz existiert gar nicht mehr, ein anderer hat seine Rezeption schon geschlossen. Außerdem liegt dieser direkt an der Strasse, kommt also für uns erst gar nicht in Frage. Weiter geht es zu einem weiteren, wobei dann die Beschilderung für diesen nicht mehr existiert und wir somit erstmal auf einem Rastplatz halt machen.
Wir trinken etwas Kaffee und essen ein paar Brote mit Käse und Tomaten, dazu unsere gekochten Eier. Nach dieser Stärkung beschließen wir in einem Rutsch weiter bis Gamvik zu fahren. Da die mitternächtliche Sonne scheint, es also fast so hell wie an einem schönen Sommerabend bei uns ist, ist die Weiterfahrt nicht weiter anstrengend und wir genießen die Schönheit der Landschaft.

10. Tag – Ruhetag am Inarisee

Sind die Nacht durchgefahren. Es wurde ja auch praktisch gar nicht dunkel. Ein herrlich rot leuchtender Himmel am Horizont verschönerte die nächtliche Fahrt. Irgendwann hinter Kirmisjärvi überquerten wir den nördlichen Polarkreis. Doch dann passierte es doch noch. Uli erzählte gerade von etlichen Touristen welche überhaupt keine Elche zu sehen bekamen und darüber traurig waren. Anstatt Togal, für diejenigen welche die Werbung noch aus der Jugend kennen, empfehle ich doch einfach des nachts auf Finnlands Straßen unterwegs zu sein. Wir hatten gleich mehrere solch plötzlicher Erlebnisse. Beeindruckend war auch folgendes. Wir hielten auf einer Bergkuppe an um den nächtlichen Himmel zu fotografieren, ganz gebannt nach vorne schauend.
Doch plötzlich hörten wir Geräusche hinter uns. Schnell einen Blick nach rückwärts. Da überquerte dann ganz seelenruhig eine komplette Rentierfamilie die Fahrbahn, keine 10 Meter hinter uns.
Um 2.45 erspähten wir dann den Sonnenaufgang welcher dann so gegen 3.00 morgens in voller Pracht über dem Horizont stand. Bin schon lange nicht mehr so früh auf gewesen um dieses Schauspiel zu erleben.
Weiter ging es dann nach Ivalo wo wir vor dem Ort eine kurze Pause einlegten um uns zu stärken. Kaffee aus der Thermoskanne, Brot, gekochtes Ei, estnischen Käse und die restlichen Tomaten, ebenfalls noch aus Estland. Nach diesem morgendlichen Mahl ging es dann weiter nach Inari. Dort sollten zwei Campingplätze sein. Um 5-6 Uhr morgens kamen wir an dem ersten an. Natürlich schlief alles und die Rezeption war auch zu. Also beschlossen wir uns auf einem der folgenden Parkplätze Richtung Inari niederzulassen. Uli nahm seinen Schlafsack und wollte sich draußen im grünen niederlassen. Ich war zu faul dazu und machte es mir auf dem Fahrersitz bequem so gut es ging. Ich glaub ich war schon fast eingeschlafen, als Uli wieder ins Auto kam. Anscheinend war es draußen doch zu kalt. Wie wir später aus der Zeitung erfuhren liegen die morgendlichen Temperaturen z.Zt. bei 3-5 Grad plus.
So gegen 10 Uhr wachten wir, leicht gerädert, auf. Schnell noch eine Tasse Kaffee getrunken, die obligatorische Morgenzigarette genossen und auf zum Campingplatz. Dieser liegt direkt am See und die Preise liegen so zwischen 14,- für zelten und 20 – 40,- für eine Hütte. Allerdings wollten wir uns auch noch den anderen Platz ansehen. Wieder ins Auto rein, ca. 2 Kilometer weiter fahren. Dieser Platz bot nur Hütten an, allerdings in der gleichen Preisklasse. Zwar auch am See gelegen aber auch direkt an der Hauptstrasse. Nichts für uns. Daher wählten wir den ersten Platz für uns aus, nachdem wir noch kurz im Tourist-Info vorbeigeschaut hatten um uns über das Wetter für die nächsten Tage zu erkundigen.
Trotz guter Wetteraussichten entschieden wir uns für die kleinste Hütte, aber auch diese besitzt schon eine Doppelkochplatte sowie Kühlschrank und Heizung. Nun ja, man gönnt sich ja sonst nichts. Haben so gut wie alles aus dem Auto ausgeladen um mal Inventur zu machen. Aber zuerst einen frischen, heißen Kaffee. Der Ministrand, ca. 2 Meter breit liegt keine 7 Meter vor der Hütte, daneben ein paar Bäume. Uli legt sich nach dem Nachtmarathon erstmal aufs Ohr und ich mache das gleiche am Strand nachdem ich durch das Seewasser gewatet bin.
Ca. 1,5 Stunde später wache ich auf, da die Sonne sich etwas verzogen hatte, und mir dadurch kalt wurde. Da Uli noch schlief und ich Ihn nicht wecken wollte, setzte ich mich in den Wagen und fuhr in den Ort um ein paar Sachen zu besorgen, wie Milch, Getränke und einen 11er Schlüssel um den Benzinkocher mal wieder auseinanderzunehmen. Anscheinend habe ich meinen 11er Schlüssel irgendwo liegengelassen. Als ich zurückkam wurde Uli wach und wir beschlossen uns etwas zu kochen. Es wurde ein köstliches Mahl mit Spätzle, Champignons, Tomaten, Zwiebeln und Thunfisch. Nach dem Essen wurde nochmals frischer Kaffee aufgesetzt.
Wir saßen also so da, schauten aus dem Fenster der Hütte und sahen wie sich 2er Kanu, mit einer Person darin, sich unserem Strandabschnitt näherte. Ein Mann stieg aus und versuchte sein Boot an Land zu ziehen, was wohl nicht so einfach war. Daher ging ich raus und bot Ihm meine Hilfe an, welche er auch dankend annahm. Ich zog vorne an einer Trageschlaufe und er drückte von hinten bis dass wir das Boot auf dem Sandstrand hatten. Er flachste etwas herum, in Deutsch, dass er vom See herkäme, was ja auch nicht zu übersehen war. Ich bot Ihm eine heiße Tasse Kaffee bei uns in der Hütte an. Er meinte ein Bier und eine Zigarette wären ihm viel lieber da er gerade 45 km paddeln hinter sich hätte. Also lud ich Ihn auf diese Vorgaben hin zu uns ein. Er bekam sein Bier, kalt, aus der Büchse. Zigaretten durften allerdings nicht in der Hütte geraucht werden, sodaß wir dann draußen zusammenstanden.
Jörg, so stellte er sich vor, kommt schon viele Jahre hier in den Norden um zu paddeln. Er erzählte etwas von seinen diversen Touren die er schon gemacht hatte. Nach dieser Konversation band er doch noch sein Boot am Baum fest um sich dann an der Rezeption für 2 Tage anzumelden.
Kaum war er weg bog auch schon Auto, in der Größe eines eines Fiat Panda, zur nächsten Hütte ein – Hamburger Kennzeichen. Uli ging mit Wäsche bepackt zur Waschbaracke, das Waschprogramm, 40 oder 60 Grad, zu je 4,- EUR. Ich spülte derweilen das Geschirr. Einige Zeit nachdem ich mit dem Spülen fertig war, ging ich raus zum Strand und sah Uli an der Nachbarhütte mit einer Frau stehen. Anscheinend die Hamburgerin. Nach einiger Zeit gesellte ich mich dann hinzu und wurde Svantje vorgestellt welche mit Ihren 2 Töchtern gerade von Gamvik, wohin wir ja auch noch wollen, zurückkam. Die Unterhaltung wurde länger. Svantje holte eine Weinflasche hervor welche wir dann mit der Zeit schnell leerten.
Als die Flasche ausgetrunken war erschien auch wieder Jörg um nun seinerseits uns eine Flasche Bier zu spendieren. Trinkend und Rauchend unterhielten wir uns nun zu viert über diverse erlebte Abenteuer.
Gegen 23.00 verabschiedeten wir uns voneinander sodass jeder auf seine Art die Mittsommernacht genießen konnte.

8. Tag – In Helsinki

Es ist Sonntag und wir sind in Helsinki. Haben gut geschlafen und auch gut gefrühstückt. Uli schaut nach den Busverbindungen, während ich hier ein paar Zeilen tippe. Haben auf dem Zimmer Internetanschluß. Allerdings muß man sich erst an der Rezeption einen Benutzernamen samt Passwort besorgen.
Das Wetter ist gut und wir haben vor den ganzen Tag in der Stadt zu verbringen. Da Sonntag ist fährt die Straßenbahn, welche vor dem Hotel eine Wendeschleife hat, nicht. Also müssen wir den Bus, Linie 69, nehmen, dessen Haltestelle aber auch nicht weit entfernt ist. Wir kaufen ein Tourist-Ticket für 24 Stunden zu 6,80 EUR. Zunächst geht es zum Hauptbahnhof. Auf diesen scheinen die Finnen wohl wegen seiner Architektur stolz zu sein. Nun ja, das ist Ansichtssache. Der zugehörige Uhrenturm ist eingerüstet und wird z.Zt. renoviert. Dafür hängt in Originalgröße sein Abbild an allen vier Seiten von ihm herab. Weiter gehts durch die Innenstadt. Uli möchte sich doch noch ein Finnisch- Wörterbuch zulegen. Bei Stockmanns, dem größten finnischen Warenhaus, wird er dann fündig. Weiter schlendern wird dann über die sogenannte Promenadenstrasse, der Esplanade, Richtung Hafen. Da gutes Wetter ist, trifft sich auf der Esplanade, im Grünbereich zwischen den Fahrspuren, sowie am Hafen, wohl halb Helsinki um zu flanieren, Eis zu essen, und an den diversen Büdchen irgendwelches Essen, oft in großen Woks zubereitet, zu sich zu nehmen. Nebenbei bemerken wir die Parkplatzschilder für Boote, allerdings ohne Parkuhr.
Weiter geht es vom Hafen aus zur Uspenskij-Kathedrale, eine Kirche der orthodoxen Gemeinde. 1868 vollendet, immerhin war Finnland nach der Herrschaft der Schweden auch noch über ein Jahrhundert unter russischer Herrschaft. Wie wohl bei allen orthodoxen Kirchen ist auch diese voll von Ikonen und anderen Bildern, sogar ein Verkaufstresen ist im inneren vorhanden um den Besuchern diverse Andenken zu verkaufen.
Als nächstes geht es durch ein Parkgelände und dann an der russischen Botschaft vorbei, welche auf einem riesigen Grundstück residiert – schätzungsweise in der Größe von 5-6 Berliner Wohnblöcken. Nun geht es wieder zurück, allerdings Richtung Dom. Auf dem Weg dorthin wollen wir uns noch ein Eis genehmigen. Leider hat der beste Eisdealer vor Ort, Fracer – ein eingereister Schweizer, Sonntags geschlossen. Bleibt also nur das Eis von einem der vielen Büdchen. Ist allerdings auch nicht schlecht. Dann also hinüber zum Dom und 53 Stufen hoch. Im inneren sieht man sofort dass es eine evangelische Kirche ist, kein Schmuckwerk vorhanden, wenn man mal von den Bildern und der schönen Orgel absieht.
Da wir ja ein 24 Stundenticket haben beschließen wir uns in die Strassenbahn, Linie 3T, zu setzen, und zum alten Olympiastadion zu fahren. Hier sollten eigentlich die olympischen Spiele 1940 abgehalten werden, welche dann allerdings wegen des II Weltkrieges ausfielen. Aber im Jahre 1952 wurden dann die olympischen Spiele doch noch in Helsinki abgehalten und somit kamen die “alten” Kampfstätten dann doch noch zu Ihrem Recht bzw. ihrer Nutzung. Nun gut, ein Olympiastadion ist an sich nichts weltbewegendes, allerdings gibt es dort einen Turm (ca. 14 Stockwerke hoch) von dem man einen wunderbaren Ausblick über die gesamte Stadt hat, und das rundherum. Nach diesem beschaulichen Tun ging es dann, ebenfalls per Tram, zu einer Kirche welche in den Fels, auf dem die Stadt steht, hineingesprengt wurde. Von außen sieht man also nur einen Felsenberg und darüber eine Kuppel mit Lichtdurchlässen.
Zum Abend hin fuhren wir dann wieder mit dem Bus zum Hotel. Auf dieser Rückfahrt hatten wir das Gefühl dass mehr Deutsche im Bus saßen als Einheimische – wunderlich. Morgen geht die Reise dann wieder weiter.

6. Tag – Ruhetag am Peipussee

Gut geschlafen und erholt aufgestanden. Nach dem Waschen ersteinmal ausgiebig gefrühstückt. Kaffee, Brot noch aus Lettland, ebenso die Tomaten und noch Goudakäse aus Holland. Nach dem Frühstück habe ich mir dann den Benzinkocher vorgenommen der bisher problematisch war und nicht richtig heizte. Währenddessen ging Uli das Geschirr spülen. Also den Benzinkocher auseinander genommen und alle Teile nochmal geprüft. Aber nichts ungewöhnliches festgestellt, außer dass der Benzininhalt sehr gering war. Kocher daher wieder zusammengebaut und den Tank fast voll gefüllt. Nun nur noch kräftig pumpen um genügend Druck aufzubauen. Jetzt das Ventil öffnen, es zischt, Feuer dranhalten und der Kocher fängt an zu brennen. Er funktioniert jetzt wieder einwandfrei.
Mittlerweile ist Uli auch mit dem Spülen fertig. Wir beschließen nach Kallaste zu gehen um dort einzukaufen. Der Besitzer des Campingplatzes meinte dass es nur 1,5 km bis zum Ort seien. Es ist ein schöner sonniger Tag, so um die 23 Grad.
Am Ortseingang begrüßt uns ein neuer noch recht wenig benutzter Friedhof. Wir gehen die Dorfstrasse entlang, vorbei am Zugang zum Strand und kommen dann zum Dorfende wo uns der alte Hafen empfängt welcher ein sehr tristes Aussehen hat. Hier wie auch andernorts sieht man die Hinterlassenschaften der ehemaligen Herrscher. Verlassene und mittlerweile heruntergekommenen Gebäude von Sowchosen und Kolchosen etc..
Wir gehen ein Stück denselben Weg zurück und wählen dann eine Seitenstrasse. Diese führt uns zu einem Schild mit Pictogrammen so dass wir nun orientieren können. Auf dem weiteren Weg kommen wir sogar an einer Touristeninformation vorbei wo wir uns nach Geschäften erkundigen. Uli parliert mit seinen Brocken Finnisch und der Junge der dort Auskunft gibt versteht ihn auch. Allerdings erkennt er auch dass, wenn er nun in estnisch antworten würde, wir gar nichts verstehen würden, und so erfragt er von uns ob wir des englischen mächtig seien. Auf die Bejahung hin dass dies der Fall sei, gibt er uns in englisch Auskunft. Wir bedanken uns und machen uns auf den Weg zum Geschäft. Kaukiplus, so heißt der Laden. Wir kaufen ein: Kaffee, Brot, Käse, Tomaten, Eier, Milch, Kekse, 4 Dosen Bier und 2 Dosen Cidre.
willipu.ee

2. Tag – Von Berlin nach Malborg / Marienburg

Am nächsten morgen verabschiedet sich Kerstin recht früh, da Sie zur Arbeit muß. Beim gemeinsamen Frühstück bekommt Lilli von mir noch nachträglich Ihr Geburtstagsgeschenk.

Einen kleinen eiförmigen MP3 Player mit dem Sie Ihre Märchen immer parat hat, sowie ein Poster von einem Dinosaurier – sie ist nämlich ein großer Dinosaurierfan. Danach verabschieden Christian und die beiden Kleinen uns zu unserer Weiterfahrt Richtung Polen.

… über Stettin / Köslin / Danzig …

1. Tag – Berlin, Berlin … wir fahren nach Berlin …

Heute gehts los. Wir treffen um 10.00 Uhr bei Uli in Vaals. Habe am Vortag nochmals günstig in Belgien getankt. Also rechtzeitig aufgestanden um die gepackten Sachen ins Auto zu bringen. Um 9.00 bin ich mit meinen Sachen fertig und gönne mir noch eine Tasse Kaffee sowie eine Zigarette. Danach rüber zu Uli fahren. Wir packen seine Sachen ins Auto, etwas rumgekrame, damit auch alles gut verstaut ist sowie schnell zugänglich.
Da wir in Aachen bzw. Vaals wohnen, lassen wir es uns nicht nehmen, die Reise am Dreiländerpunkt zu beginnen, einem passenden Ort für den Start einer Mehrländertour. Dort werden wir dann von einer belgischen Schulklasse verabschiedet.


Jetzt geht es auf die Autobahn über den Ring am Klinikum. Wir entscheiden uns via Köln, Hagen nach Berlin zu fahren. Bei Hannover dann der Megastau. Nicht wegen seiner Länge, sondern weil es solange dauert voranzukommen. Für 6 Kilometer benötigen wir gute 2 Stunden. Ursache ist eine Fahrspurverengung von 3 auf 1. Wieder mal gelernt dass das Reißverschlußverfahren von den Deutschen wohl immer noch nicht verstanden wurde.
Vor Berlin nehmen wir die Südumfahrung Richtung Schönefeld, da im Verkehrsfunk gesagt wurde dass der Innenstadtbereich Aufgrund von Veranstaltungen schwer erreichbar sei. So gelangen wir dann ganz entspannt, wenn auch spät, bei meinen Brüderchen Christian an. Kerstin ist auch noch auf, nur Lilli und Sonia schlafen schon.
Christian macht uns zur Stärkung noch ein paar Maultaschen warm, sowie einen leckeren Salat. Danach legen wir uns schlafen da wir früh wieder raus wollen.

MINOLTA DIGITAL CAMERA